Fr, 01.11.2019, 15:00 Uhr, leskult e.V., 10 €, erm. 7 €, Café Regenbogen, Lindwurmstr. 71, 80337 München
Vilma von Webenau – verwehte Spuren finden: http://leskult.de/lesbenkulturtage/lesbenkulturtage-2019/freitag-01-11-2019/
Die Lebensspuren einer äußerst bescheidenen Frau wiederzufinden ist nicht einfach. Ab 1898 studierte Vilma Weber Edle von Webenau (1875–1953) bei Shootingstar Arnold Schönberg (1874–1951) als dessen erste bekannte Privatschülerin. Von diesem als Komponistin geschätzt, ist ihr Name als seine Schülerin bzw. Studentin heute jedoch in keiner einzigen Schönberg-Biografie zu finden. In Wien harren über 100 Webenau-Werke noch ihrer Entdeckung! 2014 erklangen erstmals Webenau-Werke in München bei einem Konzert im Rahmenprogramm der Ausstellung „Ab nach München! Künstlerinnen um 1900″ durch musica femina münchen e. V. – mit Vortrag von Susanne Wosnitzka. Ihre Forschungen und Veröffentlichungen schürten eine Nachfrage nach Wissen zu Vilma von Webenaus Leben und Werk, die möglicherweise auch die Ururenkelin von Wolfgang Amadeus Mozart sein könnte.
Welches Geheimnis birgt ihr erst vor Kurzem wiedergefundenes Grab? Das ist aber nicht das einzige Spannende: Eine der bekanntesten und bedeutendsten Komponistinnen Österreichs, Mathilde Kralik von Meyrswalden (1857–1944), bezeichnete Vilma von Webenau bedeutungsschwanger betont als „Gefährtin“. Mathilde Kraliks Lesbischsein war ein offenes Geheimnis – sie lebte mit Dr. Alice Scarlates (1882–1958) zusammen. Sowohl Mathilde Kralik als auch Vilma von Webenau bewegten sich im Freundinnenkreis um die ebenfalls lesbische Smaragda Eger-Berg (1887–1954), der Schwester des Komponisten Alban Berg, einem der bedeutendsten Schüler wiederum von Arnold Schönberg. War auch Vilma von Webenau eine „Schwester“ und dann „Lesbe unterm Hakenkreuz“? Sind diese Frauen Teil eines noch unbekannten lesbischen Wiener und vielleicht auch Münchner Netzwerks?
Neueste Funde – Indizien? – könnten diese von Rochus Kralik von Meyrswalden ausgesprochene Vermutung verdichten. Mit diesem Vortrag zeigt Susanne Wosnitzka einen weiteren Einblick aus ihrer großen Schatzkiste an verborgenem Wissen in einer forensischen Spurensuche nach dieser hochinteressanten. Frau – wie erarbeitet man ein Stück Geschichte in Buchform, wenn einem aus Furcht vor „feministischer Ghettobildung“ Türen verschlossen werden?
Dieser Beitrag wurde unter
Konzerte unserer Mitglieder veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den
Permalink.