veröffentlicht im März 2021
Please see the press release text in English below!
Das Archiv Frau und Musik Frankfurt/Main und musica femina münchen veröffentlichen einen Bericht über Frauen in exponierten Positionen in deutschen Berufsorchestern
Das Archiv Frau und Musik und musica femina münchen haben einen gemeinsamen Bericht veröffentlicht, der die Diskrepanz zwischen männlicher und weiblicher Repräsentation in deutschen Berufsorchestern weiter verdeutlicht, verfasst von Bundeskanzler-Stipendiatin Melissa Panlasigui.
Die Studie untersuchte den Gender Gap in Berufsorchestern sowohl in den Führungspositionen als auch im Konzertgeschehen, indem Personal- und Konzertdaten der Saison 2019/2020 gesammelt und ausgewertet wurden. In den Führungspositionen des/der Generalmusikdirektors/Generalmusikdirektorin und der Intendant*innen lag der Frauenanteil bei 8 % – eine Zahl, die weit unter dem deutschen Bundesniveau von 27 % Frauen in Führungspositionen laut Bundesagentur für Arbeit (2019) liegt.
Es wurden die Daten von rund 130 Orchestern mit über 2000 Konzerten und mehr als 6800 Aufführungen von einzelnen Werken analysiert, um Statistiken über die Repräsentanz von Frauen als Komponistinnen und Dirigentinnen zu gewinnen. Bei den Abonnementreihen wurden in weniger als 2 % der Programme Werke von Komponistinnen aufgeführt. Der Anteil von Komponistinnen bei der Programmgestaltung zeitgenössischer Musikserien betrug jedoch 13 %. Dieser Unterschied ist erklärbar u. a. durch die relativ höhere Repräsentanz von Frauen unter lebenden Komponist*innen sowie durch den hohen Anteil von Aufführungsminuten in Abonnement-Konzerten, die Werken aus Epochen gewidmet sind, in denen Frauen von der Kompositionspraxis systematisch ausgeschlossen waren.
Der Frauenanteil auf dem Dirigierpult in Abonnementreihen beträgt 7 %. Dieser Anteil ist zwar im Steigen begriffen, gibt aber dennoch Anlass zur Sorge. Der Anteil der Frauen, die als Dirigentinnen bei Berufsorchestern engagiert sind, ist im Vergleich zum Anteil der Frauen, die dieses Fach studieren gering, wie aus einer Statistik des Deutsches Musikinformationszentrums aus dem Jahr 2019 hervorgeht. Diese Diskrepanz ist ein Indiz für die nach wie vor bestehenden Barrieren bzgl. der Professionalisierung von Frauen im Bereich des Dirigierens, zumindest im Kontext des Berufsorchesters.
Der breite Überblick über Frauen in Positionen mit hoher Sichtbarkeit in deutschen Berufsorchestern, den der Bericht liefert, kann als Informationsgrundlage für die Umsetzung systemischer Bemühungen dienen, zum einen um die historischen Ungerechtigkeiten zu korrigieren, die sich immer noch in Berufsorchestern manifestieren, zum anderen um als Maßstab für die Messung ihrer Wirksamkeit zu dienen. Eine anschließende intersektionale Forschungsstudie (Projekt-Unterseite auf dieser Website) ist in Arbeit, um die Inklusion in Berufsorchestern im Hinblick auf die vielfältigen Aspekte der Identität neben dem Geschlecht zu untersuchen.
Eine Infografik mit den Hauptergebnissen dieser Studie können Sie HIER finden.
Sie können den vollständigen Bericht zu dieser Studie HIER lesen.
musica femina münchen and the Archiv Frau und Musik Frankfurt/Main Release Report on Women in High-Visibility Positions in Professional Orchestras in Germany
The Archiv Frau und Musik (Archive of Women in Music) and musica femina münchen have released a joint report which further highlights the discrepancy between male and female representation in Berufsorchester (professional orchestras), written by German Chancellor Fellow (Bundeskanzler-Stipendiatin) Melissa Panlasigui.
The study examined the gender gap in Berufsorchester in leadership as well as in performance by cataloguing personnel and concert records for the 2019/2020 season. In the leadership roles of general music director and artistic director, women comprised 8 % of positions – a number far below the general national level of 27 % women in leadership positions in Germany according to the Bundesagentur für Arbeit (2019).
Data was analyzed for 120 orchestras comprising over 2000 concerts and more than 6800 performances of works to extract statistics on female representation as composers and conductors. On subscription series, less than 2 % of programming featured works by female composers. However, female composers accounted for 13 % of programming on contemporary music series. Contributing factors to this difference include the relatively higher representation of women among living composers, and the disproportionate amount of performance time in subscription series that is dedicated to eras in which women were systematically excluded from the practice of composition.
Women made up 7 % of conductors active in subscription series. While the female proportion is on the rise, there is still cause for concern. The female participation rate of increase as conductors engaged by Berufsorchester is low relative to that of the German higher education student body, based on statistics compiled by the Deutsches Musikinformationszentrum (German Music Information Center) in 2019. This discrepancy is indicative of continued barriers to female professionalization in the realm of conducting, at least in the context of the Berufsorchester.
The broad overview of women in high-visibility roles in the Berufsorchester provided by the report can be used to inform the implementation of systemic efforts to rectify the historical inequities that continue to manifest in these orchestras, and to serve as a benchmark to measure their efficacy. A follow-up intersectional research study is in progress to investigate inclusion in Berufsorchester with respect to the multifaceted aspects of identity in addition to gender.
View an infographic with the main results HERE.
Read the full report HERE.