DIRNDLBLUES | Eine feminine Herangehensweise an Dicht- und Liedtradition in Bayern und dem Alpenraum | 18. März 2025
Konzert am 18. März 2025 um 19:30 Uhr im Gasteig HP8, Saal X, Hans-Preißinger-Straße 8, 81379 München, Eintritt 29,50 Euro, ermäßigt Schüler/Stud./mfm/GEDOK-Mitglied 18,30 Euro, Kartenbestellung über MünchenTicket
Die Tage, in denen ein Mädchen, ein Dirndl, danach beurteilt wurde, was sie „in der Bluse“ hat, sind noch lange nicht vorbei.
Höchste Zeit sagten sich Monika Drasch und Ulrike Zöller darüber zu sinnieren. Zusammen mit Martin Danes und Norbert Nagl zeigen sie, wie viel Blues die bayerische und alpenländische Kultur der weiblichen Kreativität zu verdanken hat.
Monika Drasch: Geige, Zither, Drehleier, Flöten, Gesang | Ulrike Zöller: Texte | Martin Danes: Gesang, Akkordeon, Tasten, Gitarre | Norbert Nagel: Klarinette
Das Programm
Texte, Lieder, Rezitationen nehmen sich gegenseitig wahr, verbeugen sich voreinander und verschränken sich. Programmlänge 75 Minuten.
In Collagen, Reigen, Klangtrauben versinnbildlicht das Programm die weibliche Haltung des Zuhörens, der Empathie, der Verletzlichkeit, der Ausweglosigkeit, der oft auch schonungslosen Ehrlichkeit.
Texte werden musikalisch neu gedacht und verwoben.
Liebe Sehnsucht, Sexualität, körperliche Selbstbestimmung: Von der Ballade der selbstbestimmten Müllnerin über das Lied der Kindsmörderin bis zur bayerischen Nachempfindung von Billie Holidays Solitude (Zeitlang) und Nora Gomringers Liebesrost
Not, Armut Auswanderung: Kramer Annamirl, Lena Christs Waldvögerl, Berta Pflanzls Waldvögerl (lieber derschossn wern), Emerenz Meier, Maja Haderlap
Politik, Soziales, Krieg: Des menschlane Leben (1866), Selma Meerbaum (warum brüllen die Kanonen, warum stirbt das Leben für glitzernde Kronen?), Ruth Rehmann
Krankheit und Tod: Trag mi, Wind, Nora Gomringer, Ingeborg Bachmann
Schöner Jammern: Feminine Sehnsuchtsklänge der Schönheit
Is scho still um an See, Sehnsuchts-Intervalle in der Musik, Blues mit und ohne Worte, die Energie der musikalischen Depression.
Während Männer traditionell ihre Sangeskunst im Wirtshaus vor Freunden präsentierten, blieb die zarte oder kritische Poesie der Frauen meist unentdeckt.
Aber sie hatte dadurch einen Vorteil: Sie musste sich selten dem Urteil anderer stellen, konnte ungeschminkt entwickelt werden und zeichnet sich deshalb einerseits durch Fragilität, andererseits durch Ehrlichkeit und eine anders geartete Energie aus.
Eine ureigene feminine Dicht- und Liedkunst entwickelte sich daraus, wurde bis jetzt noch nie als Einheit von traditioneller Volksmusik und literarischer Hochkultur wahrgenommen.
In Bayern und Österreich trägt der Blues feminine Züge
Das Gefühl des Blues, die Sehnsucht nach dem Schönen, nach Liebe, Frieden und Freiheit, die Trauer, die Melancholie: Das ist in Bayern, Böhmen und Österreich eher Frauensache. Viele der nachdenklichen tiefsinnigen Lieder wurden von Frauen geschrieben, soweit man das in der Volksliedtradition mit so vielen anonymen AutorInnen nachprüfen kann.
Auch die lyrische Frauenliteratur zwischen Kärnten und Oberfranken trägt vielfach bluesige Züge. Ingeborg Bachmann (1926–1973), Selma Meerbaum (1924–1942), Nora Gomringer (1980), oder Elisabeth von Österreich (1837–1898): Sie alle tragen in ihren Texten den poetischen Blues in sich.
DIRNDLBLUES ist eine Hommage an bekannte und unbekannte „Dirndl“, Mädchen und Frauen, die unsere Kultur durch ihren Tiefsinn bereichern.
Texte, Lieder, Rezitationen in Collagen, Reigen, Klangtrauben versinnbildlichen in diesem Programm die weibliche Haltung des Zuhörens, der Empathie, der Verletzlichkeit, der Ausweglosigkeit, der oft auch schonungslosen Ehrlichkeit.
Texte werden musikalisch neu gedacht und verwoben.
Erklingen werden Lieder und Texte über Liebe, Sehnsucht, Sexualität, über Heimat und Emigration, Krieg und Frieden und schließlich Nachdenkliches und Fragendes zu Krankheit und Tod.
Durch die Blume gesungen erklingt die Energie des musikalisch-weiblichen Tiefgangs – Dirndlblues halt.
Veranstalter: musica femina münchen e. V. in Kooperation mit GEDOK München e. V.